HARRY |
So fing alles an...
...schon als kleiner Junge mußte ich unseren Bekannten, Nachbarn und Freunden kleine Lieder vorsingen. Titel wie "Ein Musikus, ein Musikus, weiß immer was er spielen muß. Und wenn er schöne Frauen sieht, spielt er ein Liebeslied" ließen alle in größte Verzückung geraten, was mir neben gebührendem Applaus auch immer mal wieder ein paar Kekse oder Bonbons einbrachte.
Nach meiner Einschulung im Jahre 1956 avancierte ich schnell in die Sängerelite des hiesigen Schulchors, der gleichsam jedes Jahr zu Weihnachten zum offiziellen Kirchenchor der Ev. Kirche in Ohmstede befördert wurde. Meine Paraderolle gipfelte in der Darstellung des Josef in einem herzzerreißenden Duett mit meiner damaligen Maria (Birgit Simon), die mir auch privat nicht unsymphatisch war. Ich hatte das große Glück, viele Jahre meiner "Volksschulzeit" mit einem Klassenkameraden namens "Richard Kaupass" verbringen zu dürfen. Schon Anfang der 60er Jahre war dieser Junge ein begnadeter Gitarrist, der mühelos die kompliziertesten Instrumentals der "Shadows" und anderer Größen nachspielen konnte.
Als Anfang 1964 das Beatlesfieber nach Deutschland schwappte, wurde ich derart infiziert, dass ich Richard bat, mir Gitarrenunterricht zu geben. Für 5 DM verkaufte mir dieser eine riesige Schlaggitarre und vermittelte mich zu Herrn Klegeris, dem Vater seiner Mitmusikanten Jutta und Andre (Four Spirits), als Musikschüler. Nebenher nutzte er meine Dankbarkeit und versuchte mir ständig auch andere Dinge zu verkaufen, wobei ich mich sehr gut an einige Bildbände mit nackten Frauen in gewissen Posen erinnern kann. So lernte ich allerhand, doch in erster Linie Gitarre spielen. Oft saßen wir in den Pausen auf dem Schulhof und interpretierten die aktuellen Hits, denn singen konnte ich damals richtig gut... Wenn man etwas wirklich will und erfüllt ist von dem Gedanken, es zu schaffen, wird es irgendwann real. Bei mir erfüllte sich dies im Jahre 1965, als im Jugendheim am Flötenteich hinter veschlossenen Türen eine Band übte. Wir anderen durften zwar vom Nebenzimmer aus zuhören aber das Betreten des "heiligen Übungsraums" war strengstens untersagt worden. Plötzlich öffnete sich jene geheimnisvolle Tür zur Glückseligkeit und ein (für damalige Verhältnisse) ziemlich langhaariger Typ trat heraus und fragte in die Runde: "Ist irgendjemand dabei, der "Boys" singen kann?". Ich hatte alle Beatlessongs drauf. Das war meine große Chance! Wie in Trance rief ich: "ICH ! Ich kann das singen!". Mir schlotterten die Knie, als er ganz ruhig sagte: "Okay, dann komm mit rein." Es gibt im Leben viele Situationen, die man sich wünscht oder erträumt, doch dies war das Gewaltigste, was mir bis dato an Erfüllung zuteil geworden war. Man drückte mir ein Mikrofon in die Hand. "One - two - three" - und schon hämmerte das Intro durch den Raum. Ich sang mir die Seele aus dem Leib! Diese Chance werde ich nutzen! Dies ist MEIN Tag! Es war MEIN Tag! Nachdem ich zusätzlich noch mit "House of the rising sun" von den Animals und "Poor Boy" von den Lords glänzen konnte, war ich engagiert! Ich spielte jetzt in einer richtigen Beatband ! Alles Weitere siehe History
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